DAS BLUT DER MEROWINGER

Tangahar Dieses Buch führt den Leser in die großen Wälder und Flussauen zwischen Ems und Elbe im ausgehenden achten Jahrhundert. Er wird zurückgefürt an den Ursprung des Deutschseinss, in eine Zeit, die entscheidend war für die Geschichte Europas.

Unter den Nordalbingern stieg Tangahar schnell zum Edeling auf. Die Waffenbruderschaft mit dem Friesen Melchgar sicherte ihm auch die Unterstützung der Friesenstämme für die grausamen Kämfpe mit dem fränkischen Adel. Der Frankenkönig Karl war zur Unterwerfung der rechtsrheinischen Völker ausgezogen, doch die Sachsenkriege sollten ihn mehr als 30 Jahre beschäftigen.

Hauptmotiv für diese Kriege war die Beseitigung der Blutsheiligkeit der Merowinger. Sein Vater Pippin hatte den Bruch gewagt. Jetzt konnte ihm allein der Glaube an den Heiland Jesu das Mittel sein, die durch den Staatsstreich errungene Macht dauerhaft zu untermauern. Doch die Begegnung mit dem Heer Tangahars erschütterte Karls christliches Weltbild derart, dass er eine für ganz Europa schicksalhafte Entscheidung traf.


Aus dem Inhalt des Buches...


Der Friese Melchgar vernahm das Geräusch zuerst. Ohne einen Laut von sich zu geben, zog er den schweren Bogen von der Schulter und spannte einen Pfeil auf die Sehne. Einen zweiten Pfeil steckte er sich zwischen die Zähne. Noch wusste er nicht, ob es nur seine Einbildung war, oder Wirklichkeit, denn die Nacht verharrte in tiefer Finsternis und nur im Mondschein erwuchsen die Schatten der Bäume.
Aber ein Schatten bewegte sich. Erst glaubte Melchgar, sich doch getäuscht zu haben, aber dann war er sicher: Dieser Schatten war kein Baum! Und plötzlich ging alles so schnell, dass er seine Gefährten nicht einmal mehr warnen konnte. Als der Pfeil durch die Luft zischte, erschrak Famir und bäumte sich wiehernd auf. Tangahar beugte sich instinktiv über den Hals seines Pferdes und entging so dem Sturz.
Ein drohendes, tiefes Grollen zerstörte die Ruhe der Nacht. Der Braunbär stand unmittelbar an der Flanke der zu Tode erschrockenen Reiter. Ein Pfeil steckte tief in seiner Schulter, ein zweiter Pfeil durchbohrte gerade die zum Todesschlag ansetzende Pranke und rettete Elkmars Pferd vor dem Angriff. Der riesige Bär gab nochmals einen mörderischen Laut von sich und flüchtete wieder ins Dunkel zurück.
»Verdammt, Melchgar, das war knapp!«, brüllte Tangahar mit vezerrter Stimme. Sein blondes Haar hing ihm quer vorm Gesicht, dass er die linke Hand nehmen musste, um es über den Kopf zurück nach hinten zu werfen.
»Ich war mir nicht sicher«, antwortete der Friese lediglich. Er hielt den Bogen immer noch vor der Brust und einen dritten Pfeil bereits auf der Sehne.
Sie verweilten einen Augenblick und beruhigten ihre Pferde, dabei horchten sie auf die Laute des flüchtenden Bären. Sie wussten nicht, dass der Wald hinter dem Kamm, auf den sie standen, abschüssig war. In der Senke schlängelte sich ein schmaler Pfad und die fränkischen Reiter dort waren durch das Lärmen des Bären bereits alarmiert, doch wegen der Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. Als das Biest schließlich aus dem Unterholz hervorbrach, schlug es einen Reiter durch seinen wütenden Ansprung nieder und verbiss sich im Hals des Pferdes.
Oben auf den Kamm jedoch wurde es unheimlich. Tangahar bemerkte es zuerst. Blitzschnell zog er sein Kurzschwert und hieb zu. Doch dann wurde der üble Geruch, der ihm vorher schon in der Nase hing, noch schlimmer. Und seinen Begleitern erging es ähnlich. Jeder kämpfte mit einem übelriechenden Angreifer. Als dann der erste Schreck vorüber war, ergriff tiefe grausige Lähmung die Weggefährten: Sie waren unter einem fränkischen Galgenbaum hindurchgeritten.

DAS BLUT DER MEROWINGER
historischer Roman von Traso

1. Buch der Sachsensaga
430 Seiten inklusive:
- Nachwort
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